Geld verdienen mit Cannabis-Investments?

Geld verdienen mit Cannabis-Investments?

 

Schöne neue Welt?

 

Der im Oktober 2015 neu gewählte Regierungschef Kanadas, Justin Trudeau, möchte dieses Jahr eines seiner Wahlversprechen einlösen: Der Politiker, der nach eigener Aussage selbst schon Erfahrungen mit Cannabis gemacht hat,  plant Marihuana – so wie bereits vier liberal regierte US-Staaten vor ihm in Gänze zu legalisieren. Damit ist der ehemals als recht konservativ eingeschätzte Kontinent jenseits des Atlantiks dem alten Europa weit voraus. Man ist dort im Begriff einen milliardenschweren neuen Wirtschaftszweig zu erschließen, der neue Jobs schafft und von dem der Staat nachhaltig profitieren kann, indem er immense Steuereinnahmen und sinkende Prohibitions- und Strafverfolgungskosten verbuchen kann. Mit der Liberalisierung beteiligt sich Kanada an einem Prozess, der vor knapp zwei Jahren in den USA begann. Damals setzte  Colorado als erster Bundesstaat in Amerika seine bereits im Jahr 2012 beschlossene Legalisierung von THC-haltigem Cannabis auch ohne medizinische Indikation durch. Zum heutigen Zeitpunkt ist das sogenannte „recreational marijuana“ – also Marihuana für Hobbyzwecke  - in den Bundesstaaten Colorado, Washington, Alaska, Oregon und dem Bezirk Washington D.C. für Konsum und Verkauf freigegeben. Der Erwerb von medizinischem Marihuana ist sogar bereits in 23 Bundesstaaten und der Hauptstadt legal. Seitdem hat sich in den USA eine regelrechte Cannabisindustrie etabliert. Es entstand binnen  kürzester Zeit ein Milliardenmarkt mit enormem Wachstumspotential, vertraut man den Prognosen einschlägiger Medien. Gemäß dem kürzlich erschienenen Investor Network-Bericht der ArcView Group erreichte der Markt 2015 ein Gesamtvolumen von 5,4 Mrd. USD. Vor allem der Verkauf von „recreational marijuana“ wuchs um satte 184% auf 998 Mio. USD. Laut dem Bericht handelt es sich bei Cannabis um die am schnellsten wachsende Industrie in den USA. Auch Investoren und risikoaffine Anleger wittern fette Beute und wollen von den Freiheiten und Chancen dieser Neuen Welt profitieren.

 

Wie kann ich an diesem Boom teilhaben?

 

Als Privatanleger am Boom zu partizipieren ist aus verschiedenen Gründen nicht ganz einfach. Zum einen impliziert alleine die Legalisierung von Cannabis nicht zwangsläufig profitable Geschäftsmodelle, zum anderen gibt es schlicht und ergreifend keine passablen Anlagevehikel, um sein Geld am Markt breit diversifiziert zu platzieren. Außer klassische Investments in Aktien gibt es bisher kaum Möglichkeiten am Aufschwung der amerikanischen Cannabisbranche teilzuhaben, denn es existieren weder Publikumsfonds noch ETFs die sich dem Thema Cannabis widmen. Neben den ausländischen Aktien und wenigen Crowdfunding-Plattformen (z.B. CannaFundr) gibt es in Deutschland lediglich ein börsengelistetes Unternehmen, das sich auf diese junge Branche spezialisiert hat, später mehr dazu.

 

Die „PotBong“-Blase

 

Zu Beginn des Jahres 2014 löste die Legalisierungs-Euphorie in Amerika einen regelrechten Run auf Aktien hochspekulativer Start-ups aus und es flossen in kürzester Zeit Milliardenbeträge in dieses neue Marktsegment. Die enthusiastische Reaktion der Kapitalanlegerauf die politischen Veränderungen war im Nachhinein eine logische Konsequenz und erinnert stark an den immensen Hype des Neuen Marktes im Jahr 2000 (die sogenannte „DotCom-Blase“). Auf breiter Front herrschte Goldgräberstimmung und viele junge Unternehmen fluteten den Markt, um am augenscheinlichen Boom zu partizipieren. Sie deckten bald sämtliche Aspekte der Cannabisindustrie über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg ab: Von Beleuchtungs- und Belüftungssystemen, Edibles, Smartphone-Apps, über Verpackungen mit Kindersicherungen bis hin zu Gras aus Automaten. Aktien mit einschlägigen Namensbestandteilen wie "Canna", "Marijuana" oder "Hemp" wurden offenbar blind und ohne vorherige Recherche von der Anlegerschaft gekauft. Denn im ersten Quartal 2014 verzehnfachten sich in Windeseile viele der bis dato am Markt notierten Werte. Doch wie in der Vergangenheit so oft tendiert der Markt zur Blasenbildung wenn in einem illiquiden Segment viele Handelsteilnehmer gleichzeitig durch ein und dieselbe Türe wollen.

 

Beispielhaft für den Wahnsinn des Marktes ist die Aktie CannaVest Corporation, die Anfang 2014 binnen kürzester Zeit von 5$ auf über 200$ anstieg, was am Hochpunkt einer Marktbewertung von 2,57 Mrd. $ entsprach. CannaVest ist ein Hersteller und Vertreiber von Hanf- und Cannabidiol-basierten Produkten. Sie entwickeln, vermarkten und vertreiben unter anderem Hanf-Öle und Kosmetika aus Industriehanf mit Focus auf dem legalen Inhaltsstoff CBD. Das Unternehmen hat mehrere Tochtergesellschaften, die u.a. mit dem Anbau und der Verarbeitung von Hanf-Samen betraut sind oder Spezial-Verarbeitungstechniken und Produktentwicklung im Zusammenhang mit hanfbasierten Produkten bieten. Zwei Jahre nach dem Auftritt des Unternehmens am Markt ist von der anfänglichen Euphorie nicht viel übrig geblieben, im Gegenteil: mit einem Kurs von 0,123$ (11.02.2016) verfügt die Aktie heute lediglich noch (oder immer noch) über eine Marktkapitalisierung von aktuell 4,31 Mio. US-Dollar. Es wurden also bis dato alleine mit dieser Investition knapp 2,56 Mrd. USD verbrannt.

 

 

Die Liste solcher Bruchpiloten ließe sich beliebig fortsetzen – denn bis auf wenige Ausnahmen weisen nahezu alle seinerzeit am Markt handelbaren Aktien eine dementsprechende  Performance auf: Zwar beflügelte kurzfristig der First Mover advantage die wenigen bereits seit 2009 gelisteten Titel wie beispielsweise  Medical Marijuana oder Cannabis Science, doch auch sie konnten diesen Vorteil nur temporär nutzen, den Anlegern aber nicht zu langfristigen Gewinnen verhelfen. Darüber hinaus wurden vielerorts Prognosen nicht erreicht, Versprechen nicht gehalten und viele der Firmen sahen sich sogar dem Vorwurf der Marktmanipulation oder dem Insiderverdacht ausgesetzt. Die amerikanische Börsenaufsicht SEC verhängte Handelsaussetzungen die das Vertrauen der Anleger in diesen jungen und eh schon sehr intransparenten Markt empfindlich schwächten. 

Die so genannte "PotBong Blase" fing also bereits im  März 2014 nach nur drei Monaten an zu platzen als die anfängliche Hochstimmung nachließ und eine bis zum heutigen Tage andauernde Marktbereinigung einsetzte. Solch ein volatiler Kursverlauf ist dabei ganz typisch für eine Branche, die noch in den Kinderschuhen steckt. Der Marijuana Index Composite, der einzige börsennotierte globale Cannabis-Aktienindex, weist zum 12.02.2016 gerade mal eine Marktkapitalisierung von 5,31 Mrd. auf. Dieser geringe Wert wird wohl auch zukünftig zu stark schwankenden Kursausschlägen führen, sobald größere Mengen Kapital in diesen Sektor fließen oder schnell abgezogen werden.

Rückblickend kann man allerdings über den Verlauf dieser Bubble nicht großartig überrascht sein, wenn man über Jahre den Aktienmarkt studiert: Es ist eine sich immer wiederholende Geschichte in anderem Gewand, ganz gleich, ob Solar, Windparks und andere alternative Energien, 3D-Druck oder die DotCom-Story der späten 90er. All diese neuen Märkte stellten ungeahnte Chancen für risikobereite Investoren dar – man sah Aktien steigen und wieder fallen, weit bevor die Produkte überhaupt Marktreife erlangten. Entscheidend am Markt ist wie immer die Phantasie.

 

Die Zeit nach dem Platzen der Blase

 

Nach einer extrem volatilen aber letztendlich enttäuschenden Phase scheint der Markt seit Anfang 2015 langsam zu drehen und wieder auferstehen zu wollen. Zu Beginn des vergangenen Jahres entfachte die Nachricht, dass einer der berühmtesten Silicon-Valley-Milliardäre, Peter Thiel, mit 75 Millionen USD ins Cannabusiness einsteigen wolle, erneut ein Strohfeuer am Markt. Mit seinem Founders Fund beteiligt sich der amerikanische Investor deutscher Herkunft an der auf Marihuana-Geschäfte spezialisierten Private-Equity-Firma Privateer Holdings. In deren Portfolio findet man Unternehmen wie Tilray, ein Hersteller von medizinischem Marihuana sowie den Cannabis-Informationsdienst Leafly und den Kosmetikproduzenten Marley Natural (eine globale Cannabis Marke, entwickelt zusammen mit den Erben von Kiffer Legende Bob Marley). Großinvestoren wie Thiel erwecken augenscheinlich den Eindruck einer lukrativen Branche und bestärken eventuell auch risikobewusste Anleger. Viele Marihuana Aktien – zusammengefasst im CannaIndex auf marihuana-aktien.de – präsentierten sich daraufhin erneut in Hausse-Laune. Nachdem Thiel in der Vergangenheit bereits bei Facebook und Paypal den richtigen Riecher bewiesen hatte, ließ sein Einstieg die Kurse  binnen weniger Tage um fast 30% ansteigen. Gegen Mitte des Jahres fingen die Kurse jedoch wieder an zu nachzugeben und hinterließen letztendlich auf Jahresbasis ein moderates Minus von -3,05%. Von den 51 Titeln des CannaIndex erreichten 2015  lediglich 15 Aktien den Gewinnbereich. Nahezu mehr als die Hälfte der Verlierer war quasi ein Totalverlust des Anfang des Jahres eingesetzten Kapitals. Im laufenden Jahr  geht die Marktbereinigung unbeirrt fort. Der Index präsentiert sich mit einer bisherigen Entwicklung von -24,33% katastrophal. Maßgeblich verantwortlich sind an dieser negativen Performance die Marktlieblinge und Indexschwergewichte GW PHARMACEUTICALS PLC (GWPH) (-40,09%) und INSYS THERAPEUTICS (INSY) (-37,16%). Insgesamt wird der Abschwung von der breiten Masse getragen: Zum heutigen Zeitpunkt brachte das Jahr 2016 lediglich 17 Gewinner hervor,denen jedoch 33 Verlierer gegenüberstehen.

 

 

Deutsche Trittbrettfahrer

 

Von großen politischen Errungenschaften oder finanziellen Investments ist die deutsche Hanf-Branche weit entfernt. In Deutschland existiert per heute lediglich ein börsengelistetes Unternehmen, das sich in Gänze auf diese junge Branche spezialisiert hat: die Deutsche Cannabis AG. Die im Jahr 2000 gegründete Münchner Firma feierte unter ihrem ursprünglichen Namen F.A.M.E Film & Musik Entertainment AG ihr Börsendebut in Zeiten der New Economy. Wie nahezu alle Neue-Markt-Titel überlebte die Firma die Jahre nach dem Crash jedoch nicht – man versuchte es mit einer Neuausrichtung und widmete sich eine Zeit lang dem Thema Solarenergie. Auch dieses Unterfangen endete nach nicht allzu langer Zeit in einem Insolvenzantrag, der jedoch im letzten Moment wieder zurückgezogen werden konnte. Seit Anfang 2015 hat  man nun ein komplett anderes Geschäftsmodell aufgetan: Cannabis.

Die Firma hat sich zum Ziel gesetzt, als erste europäische Private Equity Gesellschaft in Start-ups in den USA investieren. Trotz dieses ambitionierten Konzepts und dem vielversprechenden Namen war die Kriegskasse nach der Neuausrichtung leer und somit eine Kapitalerhöhung zwingend erforderlich. Diese sollte im Februar 2015 stattfinden, scheiterte im ersten Schritt jedoch daran, dass die für die Kapitalerhöhung erforderliche Mindestsumme nicht rechtzeitig eingesammelt werden konnte  - es mangelte offensichtlich an zahlungskräftigen Investoren.  Letztendlich musste ein seinerzeit amtierendes Aufsichtsratmitglied selbst als „Investor“ einspringen und die Aktien zeichnen. Kurz darauf verkündete die Firma im Mai 2015 ihre erste Beteiligung an dem in Florida ansässigen Manhattan Fund LLC ohne jedoch die konkrete Beteiligungshöhe offenzulegen. Dieser positiven Nachricht folgte kurz darauf die überraschende Offenbarung, dass plötzlich offene Forderungen aufgetaucht seien, die ihrer Höhe nach geeignet sein könnten, bestandsgefährdende Auswirkungen zu haben. Das Unternehmen schweigt sich bis heute über die Höhe dieser Forderung aus.

Wenig später las man in den Medien, dass eine Tochtergesellschaft, die F.A.M.E. Investitions-und Beteiligungs-GmbHInsolvenz beantragen muss. Ob diese im Zusammenhang mit der oben genannten Forderung steht – darüber kann man nur spekulieren. Jedenfalls sind solch geartete Meldungen, gepaart mit der intransparenten Informationspolitik der Firma Gift für deren Aktienkurs und das Vertrauen potenziellerAnleger. Dies spiegelt die Entwicklung des Aktienkurses wider – die Aktie wird heute lediglich als Pennystock ohne nennenswerte Volumina an deutschen Börsenplätzen gehandelt, von ihrem Hoch ist man mittlerweile wieder weit entfernt und handelt in der Nähe der Kurse vor der Neuausrichtung. Wenn nicht in Deutschland oder den USA, wo kann der geneigte Investor also in den beliebten Rohstoff investieren?

 

 

Canna(bis)da – eine lohnenswerte Alternative?

 

Wem der amerikanische Markt aufgrund der uneinheitlichen Gesetzeslage zu risikobehaftet ist,  der wendet sich in den letzten Monaten ins benachbarte Kanada. Ein Blick in den Norden könnte lohnenswert sein: Kanada bietet dem Anleger die Möglichkeit, unter rechtlich sicheren Umständen in Marihuana-Unternehmen, v.a. staatlich lizenzierte Produzenten, zu investieren. Im Unterschied zu den USA, wo medizinisches Cannabis bisher nur in einigen Staaten erlaubt ist (und somit bundeslandüberschreitende Tätigkeiten mit rechtlichen Unwägbarkeiten verbunden sind bzw. Banken generell dem Vorwurf der Geldwäsche ausgesetzt sind und das Milliardengeschäft ausschließlich mit Bargeld abgewickelt werden darf) wurden in Kanada durch die bundesweite Legalisierung optimale rechtlichen Rahmenbedingungen für Produzenten und Investoren geschaffen.

Bis zum Frühjahr 2014 war es Privatpersonen nach dem mittlerweile überholten staatlichen Gesundheitsprogramm MMAR (Medical Marijuana Access Regulations) nach erfolgter Registrierung gestattet, Cannabis für den Eigenbedarf zu Hause selbst anzubauen oder über Dritte zu beziehen. Nach der entscheidenden Änderung des Gesundheitssystems hin zum neuen System, dem MMPR (Marijuana for Medical Purposes Regulations),  können Patienten heute ihren Bedarf eigentlich nur noch über von der Gesundheitsbehörde Health Canada lizenzierte, nicht kommerzielle Produzenten, beziehen.  Nachdem das neue Gesetz verabschiedet wurde, versuchten jedoch viele der Patienten ihr altes Recht einzuklagen, ihrmedizinisches Cannabis zu Hause anbauen zu dürfen.  Nach knapp einem Jahr harten Kampfes räumte das zuständige Gericht im Februar tatsächlich den Klägern dieses Recht wieder ein. Für den kanadischen Marihuana-Aktienmarkt war dies eine Schockmeldung – die lizenzierten Produzenten erlitten am Tag dieser Entscheidung fast durch die Bank weg 2-stellige Verluste.

Um mit dem heute noch dominierenden Schwarzmarkt konkurrieren zu können, hat sich der  neue Premier Justin Trudeau nach seiner Wahl dafür ausgesprochen, Cannabis gänzlich und nicht nur zu medizinischen Zwecken in Kanada zu legalisieren und lediglich mit niedrigen Steuersätzen zu belegen. Bereits heute ist die kanadische legale Cannabisindustrie globaler Marktführer und ein Milliardenbusiness. Verschiedene börsengelistete Unternehmen verfügen über staatlich vergebene Anbaulizenzen und es ist anzunehmen, dass innerhalb der nächsten Monate Kanada das erste G7 Land sein wird, welches Marihuana in Gänze legalisiert und Anlegern damit die Möglichkeit bietet, unter optimal sicheren rechtlichen Rahmenbedingungen zu investieren. Bundeslandübergreifende Unternehmensaktivitäten, die in den USA aufgrund der partiellen Legalisierung mit Schwierigkeiten verbunden sein könnten, sind in Kanada unproblematisch. Ob dieser positiven Rahmenbedingungen sind auch Investments in kanadische Unternehmen natürlich kein Garant für ein lukratives Geschäft. Obwohl einige der Unternehmen bereits Gewinne erwirtschaften und sogar schon zwei Produzenten fusionierten (aus Tweed Marijuana Inc. und Bedrocan Cannabis Inc. wurde Conopy Growth Corp.) stehen sie immer noch nicht im Fokus institutioneller Anleger, wie man vielleicht annehmen könnte. Ein Hauptgrund ist auch hier, dass die Unternehmen allesamt, ähnlich dem amerikanischen OTC-Markt, ausschließlich an sogenannten „Junior-Börsen“ gehandelt werden können.

Sich der Risiken bewusst sein

Der ein oder andere Leser kommt nun vielleicht auf den Gedanken, entweder aus Liebe zum Thema oder einfach nur aus Interesse am Aktienmarkt teilnehmen zu wollen. Hier sei jedoch äußerste Vorsicht geboten, denn wer als Newbie die Risiken des Marktes nicht versteht, wird diese Erfahrung in der Regel teuer bezahlen.

Wie auch in anderen Branchen rufen schnelle und lukrative Gewinne nicht nur die üblichen Zocker sondern auch Aktien-Betrüger aufs Parkett und so finden sich neben den Neulingen der Cannabisindustrie auch am Finanzmarkt mehrere schwarze Schafe die sich den aktuellen Hype zu Nutze machen wollen. Sie (egal ob das Management selbst oder Dritte Parteien) veröffentlichen unrichtige oder irreführende Angaben zu verschiedenen Unternehmen,  vertreiben über Anlegerbriefe oder Spammails gezielt Fehlinformationen oder Kaufempfehlungen. In Reaktion auf diese positiven Meldungen kaufen gutgläubige Anleger diese aggressiv beworbenen Aktien und sorgen somit für einen Anstieg des Kurses. Die Initiatoren  verkaufen nun Ihre Anteile in den steigenden  Markt hinein und sahnen ab. Sobald sie ihre Aktienpakete versilbert haben, fällt die Aktie meist ins Bodenlose – das Luftschloss fällt in sich zusammen. Ein Beispiel jüngster Vergangenheit ist Chuma Holdings Inc.. Am 6. Januar warnte das BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) vor Kaufempfehlungen für diese Aktien. Man hätte Anhaltspunkte, dass im Rahmen der Kaufempfehlungen unrichtige oder irreführende Angaben gemacht wurden und/oder bestehende Interessenkonflikte pflichtwidrig verschwiegen wurden. Es wurde eine Untersuchung wegen Verdachts der Marktmanipulation eingeleitet.

Einige Unternehmen richten ihr jeweiliges Geschäftsfeld nach dem Hype aus, der gerade „en vogue“ ist. Beispiele aus der Vergangenheit sind die Bereiche Solar, Windparks, Ölsande, Seltene Erden,  Fracking, Bitcoins und nun eben das Thema Marihuana. Obwohl die Firmen von heute auf morgen ihren Tätigkeitsbereich und in diesem Zuge meist auch ihren Firmennamen ändern, bleibt oftmals das Management bestehen. Das sollte einen stutzig machen: Welches Management kann von sich behaupten, sich in all den verschiedenen Geschäftsfeldern professionell auszukennen?

Zu Recht warnten, kaum dass die neue Branche im Entstehen war, verschiedene Aufsichtsbehörden vor Investments in das neue Marktsegment. Einige Unternehmen gerieten schnell ins Visier der Ermittlungen der SEC (U.S. Securities and Exchange Commission) und es kam zu mehreren Handelsaussetzungen wobei die Gründe vom Insiderverdacht bis hin zur Marktmanipulation reichten. Die US-Finanzaufsicht FINRA (Financial Industry Regulatory Authority) schreibt zum Beispiel: "Viele Aktien sind die klassischen Pump-and-Dump-Betrügereien, wo Promoter den Preis einer dünngehandelten Aktie künstlich aufblasen, selbst verkaufen und den Kurs wie eine Seifenblase platzen lassen. Anleger müssen ganz besonders kritisch ihre Hausaufgaben machen."

Dieser Umstand ist jedoch wahrlich nicht die einzige Hürde für den Anleger. Hinzukommen  die speziellen Risiken des jeweiligen Handelsplatzes: Oftmals sind die Unternehmen lediglich  am sogenannten  Pinksheet gelistet und notieren im Pennystock-Bereich. Dieser OTC-Marktplatz ist nicht zu verwechseln mit einer öffentlich-rechtlich regulierten Börse. Typisch für OTC- gelistete Werte sind i.d.R. äußerst dünne Handelsvolumina, sodass die Handelbarkeit selbst schon ein massives Risiko darstellt. Die Listingbedingungen, Publizitätsvorschriften und andere Folgepflichten wie diverse Buchführungsaspekte sind äußerst dürftig bis gar nicht vorhanden.  Dies erzeugt Intransparenz und fördert keinesfalls das für funktionierende Finanzmärkte wichtige Vertrauen der Anleger. Dazu muss ein potentieller Investor im Hinterkopf haben, dass fast alle börsengelisteten Cannabis Unternehmen bisher keine Gewinne ausweisen. Dies ist für eine neu entstehende Branche zwar typisch, für den Anleger jedoch umso riskanter.

 

Unter dem Strich kann man annehmen, dass es sich bei einem Unternehmen, das

 

·an einem unregulierten Handelsplatz ohne Publizitätsvorschriften und geringsten bis keinen Markteintrittsbarrieren gelistet ist

·ständig seinen Firmennamen und damit einhergehend auch das Geschäftsfeld bzw. seine Unternehmensausrichtung ändert

·das Management bei der Neuausrichtung bestehen lässt

·eine 1- oder 2-Personengesellschaft ist bzw. über wenige Mitarbeiter verfügt

· im Pennystock-Bereich gehandelt wird

 

wenig vertrauenserweckende Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Investment aufweist. Die Risiken überwiegen in solch einer Konstellation in den meisten Fällen. Und gerade darauf sollte ein Investment fußen – auf Vertrauen in das Unternehmen.

 

Sich für ein Investment in Cannabis zu entscheiden ist für Anleger vor allem aufgrund der intransparenten Informationslage eine große Herausforderung. Für den Anleger heißt das, dass er sich ausschließlich auf transparente und v.a. echte Unternehmen konzentrierten sollte, die beispielsweise ein echtes Produkt und nicht nur eine augenscheinlich gutes Idee vertreiben. Diese Unternehmen zu finden ist nicht ganz einfach; eine Orientierungshilfe und viele weiteren Informationen rund ums Thema „Risiko und Chance des Cannabis-Investment“ bietet der Blog marihuana-aktien.de. Der geneigte Investor muss sich auf die wenigen Daten verlassen, die die Unternehmen selbst über sich preisgeben und die in den Medien optimistisch dargestellten Marktpotenziale sollte man mit Vorsicht genießen. Denn die für die Bewertung herangezogenen Konsummengen und das Wachstum basieren auf reinen Schätzungen und Hochrechnungen. Darüber hinaus stellen auch andere externe Faktoren Risiken dar. Der Staat ist maßgeblich am Wachstum und Absatzvolumen beteiligt,indem er den Ordnungsrahmen setzt, die Mengen reguliert und über Steuern in den Preismechanismus eingreift. Daher muss es ohne freien Wettbewerb zwangsläufig zu Ineffizienzen kommen. Auch der rechtliche Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Jederzeit kann die US-Regierung die Legalisierung von Cannabis wieder rückgängig machen, denn momentan wird Cannabis auf Bundesebene immer noch als sogenannte Schedule 1-Droge eingestuft, d.h. sie wird mit Heroin gleichgestellt. Dafür gibt es zwar bisher keine Anzeichen aber Präsident Obama sagte bereits um den Optimisten den Wind aus den Segeln zu nehmen, dass eine  Marihuanareform auf nationaler Ebene nicht auf seiner Agenda für 2016 stünde. Nicht vergessen werden darf zudem die immer noch die Branche dominierende Konkurrenz durch einen lebendigen Schwarzmarkt, der sich aufgrund der restriktiven Gesetzeslage über Jahre hinweg etablieren konnte und einen gewaltigen Vorsprung aufweist.

 

Ein konservativer Anleger sollte dem Markt also nach wie vor abwartend bis reserviert begegnen, sich informieren und eingesetzte Beträge überschaubar halten um nicht unter die Räder zu kommen. Man sollte sich bewusst sein, dass die börsennotierten Unternehmen  lediglich einen marginalen Anteil der gesamten Branche ausmachen. In den kommenden Jahren werden wahrscheinlich neue Unternehmen den Markt penetrieren, die Anlegern deutliche bessere Aussichten bieten können. Dies könnte dazu führen, dass das Interesse an den aktuell gehypten Unternehmen nach und nach versickert und sich der Handel mit diesen noch weiter ausdünnt zugunsten von nachhaltig wirtschaftenden und fundamental starken Firmen die erst in der Zukunft den Gang an die Börse wagen. Auch wenn sich unter den unzähligen Unternehmen wohl keine nächste Apple oder Microsoft versteckt, so führt die unersättliche Nachfrage nach neuen Anlagemöglichkeiten sicher trotz der skeptischer Stimmen und aufgezeigten Risiken dazu, dass das neue Marktsegment weiter wachsen und auch irgendwann erwachsen wird - unterstützt durch die zunehmende Offenheit gegenüber der Pflanze, Ihren Produkten und medizinischen Möglichkeiten in vielen Ländern der Welt.

Ein Artikel von - erschienen am 01.04.2016 im neuen Magazin 

 

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