Ist die Zeit nun endlich reif in den Marihuana-Aktienmarkt einzusteigen?

Ist die Zeit nun endlich reif in den Marihuana-Aktienmarkt einzusteigen?

Zweifelsohne hellt sich die Stimmung gegenüber der Legalisierung von Cannabis zusehens auf. Der jüngsten Umfrage von "General Social Survey" zu Folge stieg die Zahl der Cannabisbefürworter von 16% (1990) auf stolze 52% (2014) an.

Nachdem bereits 24 Bundesstaaten medizinisches Marihuana und  Alaska, Colorado, Oregon, Washington und Washington D.C. Marihuana generell legalisiert haben, diskutieren zu dieser Stunde weitere US-Bundesstaaten über die Öffnung des Marktes und zeigen sich zusehens v.a. der medizinischen Verwendung aufgeschlossener.  Fragt man die Amerikaner ausschließlich danach, ob sie einen rein medizinischen Gebrauch der Pflanze befürworten würden, schnellt der Prozentwert dramatisch in die Höhe. Eine aktuelle Studie der Quinnipac University zeigte, dass 84 % der Befragten in Florida und Ohio den medizinischen Gebrauch von Marihuana befürworten. In Pennsylvania stieg die Quote gar auf 88 %. 

In diesem Zuge fragt sich der ein oder andere, ob es denn mittlerweile an der Zeit sei, endlich auch in diesen Markt zu investieren. Über dieser Überlegung steht jedoch nach wie vor das Dilemma, dass die Bundesregierung jederzeit darüber entscheiden kann, die Legalisierung von recreational oder medizinischem Marihuana wieder rückgängig zu machen, denn auf Bundesebene ist Cannabis nach wie vor eine illegale Substanz. 

Die aktuelle Gesetzeslage  und der eh schon intransparente und risikoreiche Markt erschwert ein Investment in diese Branche. Da es bisher weder ETFs noch Fonds gibt, sind bisher Marihuana-Aktien die einzige Möglichkeit für Privatinvestoren, in dieser neuen Branche Fuß zu fassen - und genau hierin liegt die Schwierigkeit. Die von mir immer wieder angesprochenen Risiken haben sich bisher nicht wirklich abgeschwächt. Selbst nach dem großen Crash seit dem Märzhoch in 2014 verfügen die meisten Unternehmen immer noch nicht über ein reelles Geschäftsmodell oder sind nach wie vor maßlos überteuert. 

Der Markt hat eine enorme Phantasie eingepreist, v.a. in den Pharmatiteln wie beispielsweise GW PHARMACEUTICALS PLC (GWPH), die mittlerweile über eine Marktkapitalisierung von 2,4 Mrd. USD verfügen. Deren Blockbuster Sativex, ein Medikament zur Behandlung von MS, sorgte zwar jüngst für atemberauschende Umsätze, andere Medikamente in deren Produktpipeline hingegen befinden sich zwar bereits in der Testphase, um jedoch erfolgreich zu werden müsste medizinisches Marihuana auf Bundesebene legalisiert werden. 

Trotz des unglaublich positiven Sentiments Hanfpflanze hatte Präsident Obama Anfang des Monats während einer Rede über die Zukunft der US-amerikanischen Marihuana-Industrie in Jamaika einige mehr als klare Worte parat. Man befragte ihn dazu, wie die USA zur Legalisierung von Marihuana stünde:

“Ich sehe nicht, dass der Kongress in naher Zukunft das Recht auf nationaler Ebene ändern wird.”

Präsident Obamas ausführlicherer Kommentar lautet wie folgt:

“Im Moment ist das nicht Bundespolitik und ich sehe nicht, dass der Kongress in naher Zukunft das Recht auf nationaler Ebene ändern wird. Aber ich denke, wenn es einigen Staaten gelingt zu zeigen, dass die Kriminalität nicht sprunghaft ansteigt und dass ihr Gesundheitssystem stark genug ist, um dem steigenden Suchtpotential entgegenzuwirken, dann ist es vorstellbar, dass dies eine nationale Debatte befeuern könnte. Aber bis dahin wird es noch etwas Zeit brauchen.”

Die Marihuana-Politik genießt demnach also derzeit keine Priorität für den Kongress oder gar den Präsidenten selbst. Die Zustimmung zur Legalisierung in der Bevölkerung mag zwar zunehmen, die Führung des Landes jedoch aktuell mit dringenderen innen- und außenpolitischen Themen beschäftigt.

Besonders GW Pharmaceuticals hatte Hoffnung darin gesetzt, dass ein kürzlich dem Senat vorgelegter Gesetzesentwurf – der sogenannte CARERS Act – im Kongress an Unterstützung gewinnen könnte. Der CARERS Act zielt darauf ab, das Verbot des Gebrauchs von Marihuana zu medizinischen Zwecken auf Bundesebene zu beenden.

Noch wichtiger aber für GW Pharmaceuticals: der CARERS Act würde Marihuana als sogenannte „schedule 2 drug“ klassifizieren und damit offiziell anerkennen, dass die Pflanze medizinischen Nutzen besitzt und damit viele der Barrieren beseitigen, mit denen GW momentan zu kämpfen hat, bevor das Unternehmen mit den klinischen Test seiner Cannabinoid-Forschung beginnen zu kann. Eine lockerere Marihuana-Politik auf Bundesebene würde es GW Pharmaceuticals wahrscheinlich erlauben, seine Forschungstätigkeit auszuweiten und den Zeitraum zu verkürzen, der nötig ist, potentielle Wirkstoffe aus dem Labor heraus zum Test am Menschen zu bringen.

Die Hoffnung auf eine bundesweite Legalisierung von Marihuana ist damit so gut wie zunichte, zumindest im Moment. Damit dürfte der Marihuana-Aktienmarkt auch in naher Zukunft ein riskantes Investment bleiben. Da noch auf Jahre hinweg Verluste für die Überzahl der Marihuana-Aktien zu erwarten sind, sind Investoren gut beraten, sich von allen Aktien dieser Art fernzuhalten, diejenigen von Entwicklern von Medikamenten auf Cannabinoid-Basis wie GW Pharmaceuticals eingeschlossen.Man kann vom jetzigen Standpunkt davon ausgehen, dass das GW in den nächsten Jahren weiterhin rote Zahlen schreiben wird, was bedeutet, dass sich der eigentliche Wert des Unternehmens momentan lediglich anhand der Umsätze ableiten lässt. Bei aktuellen Kursen ist GWPH mit etwa dem 50-Fachem seiner Umsätze bewertet! Selbst wenn tatsächlich medizinisches Marihuana auf Bundesebene legalisiert werden sollte muss sich die Wirksamkeit  deren Medikamente immer noch unter Beweis stellen und v.a. von der FDA zugelassen werden - das Risisko ist also enorm.

Interessant zu bebachten ist das immer weiter ansteigende Short Interest. Aktuell sind  mehr als 11,7% des Freefloats leerverkauft worden. Dies zeigt die enorme Skepsis gegenüber der momentan am Markt eingepreisten Erwartungen. (Mehr Infos: https://www.marihuana-aktien.de/news/gwpharmaceuticals-explodiert/)

Diejenigen, die dennoch versuchen durch PennyStocks am Marihuanaaktienmarkt zu partizipieren sollten sich über eine Sache im Klaren sein: Sollte tatsächlich das Verbot auf Bundesebene fallen werden etablierte BIG PLAYER mit bereits existierenden Netzwerken, erprobter Infrastruktur, über Jahre geebnete Vertriebswege oder weltweitem Bekanntheitsgrad den Markt penetrieren und höchstwahrscheinlich viele der Nischenplayer vom Markt verdrängen. Ich denke an Titel wie die Tabakgiganten Altria  oder Reynolds American.  Dadurch dass der Zigarettenabsatz von Jahr zu Jahr rückläufig ist werden diese wohl den dann geöffneten Cannabismarkt als Chance erkennen und sich versuchen zu eigen zu machen.